Planung Campus

Planung und Beteiligung

Nachdem Bockenheimer Bürger_innen seit Jahren Ideen für das Gelände des Noch-Campus Bockenheim zusammentragen und auf Dutzenden von Veranstaltungen öffentlich diskutieren, scheint jetzt auch von städtischer Seite Bewegung in die Planung für das Gelände zu kommen. Die städtische Wohnungsbaugesellschaft ABG Holding hat das Gelände im August vom Land Hessen gekauft und will nun “zügig mit dessen Entwicklung beginnen”. Noch vor dem 1.Juli, an dem Petra Roth als Oberbürgermeisterin zurücktritt, soll ein städtebaulicher Rahmenplan aufgestellt und ein Bebauungsplan entworfen werden.
Zugleich soll am 25. November auf einer Veranstaltung im Casino der Stadtwerke mit dem schönen Titel “gemütlich, CO₂-frei, mobil” der “Startschuß für die Bürgerbeteiligung” fallen. Mal abgesehen von der irgendwie schaurig klingenden “Gemütlichkeit” als oberster Vision für einen “Kulturcampus”, verwundert diese Ankündigung doch ein bisschen: Die “Bürger” beteiligen sich schon lange, nur warten sie bislang vergeblich darauf, dass auch die Stadt endlich in den Dialog eintritt. Unser Angebot und das der anderen Initiativen, sich an der Vorbereitung der Planungswerkstätten zu beteiligen, wurde konsequent ausgeschlagen, obwohl wir bereits im Mai und danach wiederholt mit klaren und konstruktiven Konzeptenan Stadt und Öffentlichkeit herangetreten sind. Es steht daher zu befürchten, dass es sich um eine Scheinbeteiligung handelt, um Entschlüsse, die ganz wo anders fallen, demokratisch aussehen zu lassen. Beteiligung, deren Rahmen von einer Seite im Alleingang festgelegt wird, verdient diesen Namen nicht. Daher stehen wir der aus der Presse entnommenen Ankündigung für Planungswerkstätten derzeit sehr skeptisch gegenüber. Wir werden sicher nicht infantil mit bunten Stiften auf die von einer PR-Agentur aufgestellten Pinnwände unsere Wünsche an die Politiker malen und das dann mit Beteiligung verwechseln. Wir werden aber weiter dafür kämpfen, dass eine wirkliche Beteiligung stattfindet. Dafür brauchen wir Unterstützung.

Stand der Planung

Zur Zeit sind die Pläne für die Bebauung des Campus Bockenheim und den zukünftigen “Kulturcampus” noch eher vage. Uns sind bislang nur grobe Skizzen bekannt, denen wohl noch keine ausgearbeiteten Nutzungskonzepte und konkreter Flächenbedarf zugrunde liegen. Öffentlich gemachte Aussagen von Stadt und AGB Holding (“Das Studierendenhaus bleibt erhalten”) widersprechen dabei regelmäßig den gleichzeitig veröffentlichten Karten und den mit anderen Akteuren getroffenen Vereibarungen (“Das Studierendenhaus wird abgerissen”). Inwiefern bereits Entscheidungen gefallen sind oder unter Ausschluss der Öffentlichkeit ausgehandelt werden, lässt sich höchstens erahnen, da die Stadt Frankfurt sich weigert, den Kaufvertrag zwischen ihrer Tochter AGB und dem Land Hessen – bei dem es um öffentliches Eigentum geht (!!!) –  zu veröffentlichen.

Nach dieser Karte, die zur Zeit als offizieller “Rahmenplan” für den Kulturcampus in den Broschüren und Webseiten von Stadt und AGB Holding kursiert, würde das Studierendenhaus zur Hälfte abgerissen werden. Festsaal, Café KoZ und der Flügel des Hauses, in dem zur Zeit die Kirche am Campus, ein Teil des Studentenwohnheims und Räume der Hochschulgruppen untergebracht sind, müssten einem (in rot dargestellten) Neubau weichen.

Auch nach dieser “Ideenskizze” würde das Studierendenhaus zur Hälfte abgerissen werden, die Uni-Kita, das Studentenwohnheim, der grüne Innenhof, die Kirche am Campus und eine ganze Etage von heute durch die Hochschulgruppen genutzten Räumen müssten einem Konzertsaal weichen. Zurück bliebe ein verstümmeltes Haus, von dessen ursprünglicher architektonischer Idee nichts mehr übrig ist. Einen solchen Teilabriß, den der Architekt und Stadtplaner Albert Speer auf einer Dialogsveranstaltung im Februar als “Akt der Barbarei” bezeichnet hat, kann eigentlich niemand ernsthaft vertreten – Stadt und AGB tun es trotzdem. Die letzten Aussagen der Oberbürgermeisterin gehen zwar dahin, dass das Haus architektonisch erhalten werden soll –  aber noch steht der Vorschlag ernsthaft im Raum. Im sog. “letter of intent”, dem der noch unveröffentlichte Kaufvertrag mit dem Land Hessen zugrundeliegt, verpflichtet sich die städtische Wohnungsbaugesellschaft AGB Holding, alles dafür zu tun, den Denkmalschutz aufzuheben, damit das Gebäude abgerissen werden kann – was wir unter keinen Umständen akzeptieren werden.

Quelle: Frankfurter Rundschau

Mehr zu den Planungen unter www.zukunft-bockenheim.de

Der städtebauliche Rahmenplan (Stand 2010), der mit der Idee des Kulturcampus eigentlich obsolet, aber trotzdem noch die aktuellste offizielle Variante ist,  findet sich hier:
Bebauungsplan Stadtplanungsamt

Planung 2003

Es handelt sich hierbei um den ursprünglichen Bebauungsplan, der keine Beschlussreife gefunden und niemals Rechtsgültigkeit erlangt hat. Einige Elemente dieses Plans geistern auch heute noch durch die Diskussion, vor allem seine zentrale Idee: ein durchgehender Grünstreifen, der den Verlauf der historischen Landwehr nachzeichnet. Was zunächst nach einer hübschen Idee klingt, erweist sich auf den zweiten Blick als ziemlich brachial: Diesem Grünstreifen wäre das Studierendenhaus ebenso zum Opfer gefallen wie das Studentenwohnheim an der Bockenheimer Warte und Teile des ehemaligen Universitäts-Hauptgebäudes. Nach diesem Plan wäre außerdem kein einziges der denkmalgeschützten Bauten Ferdinand Kramers erhalten geblieben.
Durch den starken Anstieg des Büroleerstands, der die Stadt Frankfurt sogar veranlasste, ein Umwandlungsprogramm von Büronutzung in Wohnnutzung aufzulegen, sowie die Wirtschaftskrise ist die Realisierung der Bebauungsplanung letztlich gescheitert. Die erhofften Investoren für Büroimmobilien sind ausgeblieben. Nicht zuletzt hat die massive, fundierte und permanente Kritik von Bockenheimer Bürgern zu einem Umdenken beigetragen – der Anteil von Wohnen und Kultur soll daher nun erhöht werden.