Pupille – Lust am Schauen und Zeigen.
Seit über 50 Jahren ungebrochen
Das Universitäts-Kino Pupille e.V. ist die wohl älteste existierende studentische Institution in Frankfurt. Jeweils auf der Höhe ihrer Zeit sind Name und Geist der Pupille immer die gleichen geblieben. Pupille bedeutet Schauen und Zeigen. Pupille bedeutet anregende, unterhaltsame und weiterführende Zusammenkunft der Studenten- und Universitätsgemeinde im bewegten und bewegenden Bild. Und Pupille bedeutet auch die Möglichkeit einer Brücke zwischen universitärem und allgemeinem kulturellen Leben, die über die Grenzen der Uni hinaus einen weiteren Kreis interessierter Menschen anspricht. Angefangen hat alles im Jahre 1951. Zwei Studenten luden für den 12. November in den damaligen Hörsaal F ein, um einen selbstgedrehten 16mm-Film zu projizieren. Thema des Films war ein Ausflug im Tanzexpress der Bundesbahn nach St. Goar im Rheingau, der anlässlich des Universitätsfests stattfand. Der Erfolg vor über 2.000 Zuschauern war so groß, dass der Film immer wieder vorgeführt und das studentische “Film-Studio” ins Leben gerufen wurde. Mit dem ersten Semesterfilm kam dann ein Name in die Welt, dessen fortwährende Beständigkeit damals keiner ahnen konnte, die PUPILLE. Im Lauf der Zeit und mit dem Aufkommen des Fernsehens als Massenmedium nahm der Anteil an Eigenproduktionen mehr und mehr ab, und der Filmfreundeskreis entwickelte mit ausgesuchten Spielfilmen, insbesondere mit Ingmar-Bergmann-Programmen, die PUPILLE zu einem Vorläufer der Frankfurter Programmkinobewegung.
In den 70ern vertiefte die Pupille diese Tendenz dann mit systematischem Spielbetrieb, monatsweise wechselnden Programmschwerpunkten und Engagement in ästhetischen und politischen Avantgarden. Die Pupille etablierte sich so schnell als Forum für den “kritischen Film” und zahlreiche Erstaufführungen. 1981 wurde der Pupille daher der Frankfurter Kinopreis für ihr risikofreudiges Programm verliehen. Neues Profil gewann die Pupille dann Ende der 80er durch Open-Air-Kinoveranstaltungen auf dem Campus. Mitten in Frankfurt auf sommerlich nachglühendem Asphalt oder Bierbänken mit Mond und Messeturm im Hintergrund Filmen wie “Rocco und seine Brüder”, “Die Kommissarin” oder “Mean Streets” zu folgen, war sicher ein großartiges Erlebnis. Jahre stark verminderter Präsenz wurden 1997 endlich von einer neuen aktiven und kinohungrigen Gruppe beendet. In diesem enthusiastischen Neuanfang wiederholte sich ein Stück Pupille-Geschichte erneut. Denn zunächst wurde in 16mm-Vorführtechnik begonnen, und die provisorische Leinwand reichte für Breitwandfilme nicht aus. Tarkowskijs “Solaris” – wahrscheinlich der paradigmatische Film für das neue Programmkonzept, kultivierte und Kult-Filme zu vereinen – wurde daher etwa erst mit provisorisch angebrachten weißen Leinentüchern zu vollem Format gebracht. Doch in Verknüpfung der zyklisch vergebenen AStA-Fördergelder, einer guten Einnahme mit einem Kino beim Museumsuferfest, das seither zu den Traditionsveranstaltungen der Pupille zählt, und der günstigen Gelegenheit der Auflösung des Zookinos konnte die Pupille bald wieder auf das angestammte 35mm-Format und eine bessere Tonanlage umrüsten. In den letzten Semestern wurde sich verstärkt um ein strukturiertes Programm bemüht. Kleinen Retrospektiven wichtiger oder neu aufstrebender Filmautoren, wie etwa Werner Herzog, Angelopoulos, Jim Jarmusch, Andreas Kleinert oder Fred Kelemen, stehen Länderschwerpunkte, thematische Reihen, die Pflege von Filmen, die in der Frankfurter Kinolandschaft zu kurz oder zu lieblos präsentiert wurden, und die Auswertung von Festivalfrüchten zur Seite. Wie in den Hochzeiten der 70er Jahre bleibt ein steter Zielhorizont, die am Filmproduktionsprozess Beteiligten mit dem Publikum ins Gespräch zu bringen. Die Vorführungen der Pupille finden gewöhnlich dienstags und donnerstags um 20.30 Uhr im Festsaal des Studierendenhauses direkt über dem KoZ statt. Der Eintritt für Studenten beträgt drei Euro. […]
Felix Lenz
(Zitiert nach AStA Zeitung 2003 – 50 Jahre Studierendenhaus)