Zukunft

Kulturcampus für Alle!

Wenn die Universität in wenigen Jahren den Campus Bockenheim verlassen hat, soll auf Teilen des Geländes ein sogenannter „Kulturcampus“ entstehen. Dazu gehört die Ansiedlung der Hochschule für Musik und Darstellende Kunst und weiterer kultureller Einrichtungen. Dies begrüßen wir. Wir freuen uns, dass die verantwortlichen Politiker_innen vom ursprünglich geplanten Irrsinn abgekommen sind, aus einer zentralen und immer besonders lebendigen und bunten städtischen Fläche eine verödete Bürostadt zu machen, indem das Grundstück an die meistbietenden Investoren verkauft wird, um den zwei Millonen Quadratmetern leerstehender Bürofläche in Frankfurt noch ein paar Hektar hinzuzufügen. Zugleich warnen wir davor, den bevorstehenden Neuanfang auf einer selektiven Wahrnehmung der kulturellen Tradition dieses Ortes und dieser Stadt zu gründen. Wir befürchten, dass dieser Ort etwas von seiner Offenheit verlieren könnte und gesellschaftliche Gruppen von der Partizipation ausgeschlossen werden. Und wir befürchten weiterhin, dass kulturelle Einrichtungen zum ökonomischen „Standortfaktor“ erklärt werden und zu Aufwertung und letztlich zu steigenden Mieten und Verdrängung beitragen. Für diese Befürchtungen gibt es konkrete Gründe:

In der bisherigen Planung für den zukünftigen Kulturcampus sind sowohl die Kramerbauten als auch das Studierendenhaus – obwohl es eines von mehreren unter Denkmalschutz stehenden Gebäuden ist – zum Abriss vorgesehen. Bezeichnenderweise sollen zugleich all jene Altbauten erhalten bleiben, die aus der Zeit vor dem 1. Weltkrieg stammen, und die durch ihre repräsentativen neobarocken Fassaden anscheinend eher der Vorstellung entsprechen, welche die Planer von einer erhaltenswerten baulichen Tradition haben. Es geht uns nicht allein um den Erhalt von architektonischen Hüllen. Es geht uns vor allem darum, dass auf diesem Gelände auch in Zukunft Räume der Partizipation für alle Frankfurter_innen erhalten bleiben. Dies ist in der bisherigen Planung nicht vorgesehen. Mit dem Wegfall des Studierendenhauses würden viele Gruppen und Initiativen ihren Raum verlieren. Gleiches gilt für die dort untergebrachte Kindertagesstätte.

Finger weg vom Studierendenhaus!

Wir wollen das heutige Studierendenhaus zu einem lebendigen Teil des Kulturcampus machen. Wir freuen uns auf unsere neuen Nachbarn und möchten mit ihnen gemeinsam Konzepte entwerfen, die ein wirkliches Miteinander ermöglichen – zwischen etablierten Institutionen und der Freien Szene, zwischen Menschen unterschiedlicher Herkunft und unterschiedlichen Alters, zwischen Kunst und Alltag. Genauso fordern wir aber von unseren neuen Nachbarn, dass sie die bestehende Kultur respektieren und den offenen und selbstverwalteten Charakter des Studierendenhauses nicht in Frage stellen! Ein Punkt steht nicht zur Diskussion: Damit das Studierendenhaus auch zukünftig das Zusammentreffen vieler Menschen abseits gewohnter Pfade fördern kann, muss es offen und selbstverwaltet bleiben!

Über den Kulturcampus hinaus

Die Institutionen des zukünftigen “Kulturcampus” werden nur einen Teil des zu bebauenden Geländes des heutigen Uni-Campus ausmachen. Daneben sollen Wohnhäuser und Gewerbeflächen entstehen. Wir setzen uns dafür ein, dass hier sozialversträglicher Wohnraum und Raum für alternative Wohnformen geschaffen werden. Es gibt in Bockenheim eine breite Bewegung für alternative Wohnformen, die gerne das Philosophikum beziehen würde. In der Planung ist auch hierfür bislang kein Raum vorgesehen.

Die Neugestaltung dieses Areals wird erhebliche Auswirkungen auf die Entwicklung der angrenzenden Stadtteile haben. Wir befürchten, dass die geplanten Kultureinrichtungen dazu dienen sollen, teure Luxuswohnungen zu vermarkten und letzten Endes dazu führen werden, dass die Mieten im Viertel steigen und ärmere Bevölkerungsgruppen verdrängt werden. Dies bestätigt sich in der offensiven Vermarktung des Projektes als „Leuchtturmprojekt mit internationaler Ausstrahlung“, vor allem aber bestätigt es sich beim Blick auf die hier geplanten Wohnbauten. Diese sind, obwohl von der städtischen Wohnungsbaugesellschaft ABG gebaut, entweder Eigentumswohnungen oder liegen in ihrer Miete weit über dem städtischen Durchschnitt. Hierin zeigt sich ein klarer politischer Wille einer allein an kapitalistischer Verwertbarkeit orientierten Stadtentwicklung. Damit dieser Campus auch in Zukunft ein Ort für alle sein kann, fordern wir den Bau sozialverträglicher und öffentlich geförderter Wohnungen sowie Raum für alternative Wohnformen.