1967 |
Politisches Klima an der Uni verschärft
sich, Erschießung Benno Ohnesorgs in Berlin, Frankfurter
Studenten fordern Konsequenzen für die staatlichen Organe, aus
Wut und Enttäuschung kommt es immer wieder zu Streitigkeiten
mit Rektor und Professoren. Mai.
Störaktion gegen deutschamerikanische Woche auf dem
Römerberg, Anlass ist der Vietnamkrieg. Juni.
Schweigemarsch und Kundgebung auf dem Römer: Frankfurter
Studenten trauern um den in Berlin erschossenen Benno Ohnesorg;
"Teach-in" hinter dem Studentenhaus: "Der Notstand wird nicht mehr
geprobt, sondern praktiziert!" |
1968 |
Januar. Das
politische Klima an der Universität spitzt sich zu:
Senatssitzung endet mit "Go-out" der Studenten, Transparente mit "Statt
parieren: revoltieren" und "Brecht die Diktatur der Ordinarien" werden
entrollt. Veranstaltung zur kubanischen Revolution, im Studentenhaus
werden Filme über Kuba und Vietnam, sowie Reportagen
über Che Guevara und Fidel Castro unter riesigem Interesse der
Studenten gezeigt. April. Polizei sucht
im AStA nach Belegen für Spenden an die Witwe Ohnesorgs, das
Geld wurde von Studenten bei einem "Teach-in" für die junge
Witwe gesammelt, außerdem steuerte der AStA noch einmal Geld
von sich dazu, was die Staatsanwaltschaft wegen Veruntreuung ermitteln
ließ. Mai. Streikende Studenten belagern
die Hochschule, die sie in "Karl Marx-Universität" umbenannt
haben. Dezember. Streik dauert an, Bruch der
Studentenbewegung mit Adorno und Habermas, "pseudolinke Einstellungen
führen nur zur Verfestigung autoritärer Strukturen";
Forderung nach "Neuorganisation der Wissenschaft". |
1969 |
Januar. Rektor stellt
Ultimatum und verbietet dem AStA, zu "Streik" oder "Boykott"
aufzurufen. April. Druck erzeugt Gegendruck:
Ausschreitungen, 31 Festnahmen, Wasserwerfer, Verletzte bei der
Immatrikulation; Brandstiftung im Hauptgebäude; Demonstranten
errichten Barrikaden, Polizei reagiert mit Tränengas
August. Polizei stürmt das Studentenhaus und geht
dabei mit unverhältnismäßiger
Härte zu Werke. In den folgenden Wochen und Monaten kommt es
immer wieder zu heftigsten Auseinandersetzungen zwischen Studenten und
der Polizei - Studentenrevolte, Anlass zur Eskalation gibt die
Ablehnung der Immatrikulation des persischen Studenten Achmed
Taheri. Rektorat bespitzelt den AStA per Telefon,
außerdem sei auf dem Dach der Jügelstraße
ein Mikrophon installiert worden, um "Teach-ins" und sonstige
Veranstaltungen abzuhören. |
1970 |
April.
Ausschreitungen bei einer Solidaritätskundgebung für
die "Black Panthers", Steine fliegen. Der studentische Kindergarten
geht in Planung, übergangsweise müssen
Ruheräume und Handbibliothek den Studentenkindern weichen. |
1971 |
Mai. Warnstreik der
Tutoren der Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Fakultät
für tarifliche Bezahlung (220 Mark für 50 Stunden
monatlich) Der Kindergarten wird eröffnet, 48 Kinder werden
aufgenommen, den Ausbau bezahlt hat der AStA, die Studentengemeinden
und das Studentenwerk. Das große Thema an der Uni:
Häuserbesetzungen rund um die Universität. Oktober.
Studentische Wohngemeinschaften besetzen Häuser im
Westend. November. Warnstreik gegen den
Entwurf des Hochschulrahmengesetzes. Polizei startet
groß angelegte Aktion gegen illegale Drogen und durchsucht
dabei mehrere Uni-Gebäude, Festnahmen in dem von Arbeitern und
Studenten besetzten Haus in der Jügelstraße,
Beschlagnahmung von Drogen (LSD, Opium und Hasch). |
1972 |
Januar.
Razzien in den Uni-Gebäuden, "Minderjährige
Mädchen mit Rauschgift angetroffen". Februar.
Streikposten verhindern Klausuren im Fachbereich
Wirtschaftswissenschaften, Klausur wurde mit "Stinkbombe" gesprengt,
Polizei mit fauligen Eiern beworfen. November.
Eierattacken gehen weiter: Dieses Mal trifft es den Rektor, der
daraufhin die AStA-Konten sperren lässt Erneute
Razzia in der Jügelstraße, dabei massive
Auseinandersetzungen mit den Studenten, danach Räumung des
Hauses. November. Der Hessische
Verwaltungsgerichtshof erklärt die Satzung der Frankfurter
Studentenschaft für rechtsungültig, die
AStA-Koalition aus "Kommunistischem Hochschulverband" (KSV) und
"Sozialdemokratischem Hochschulbund" (SHB) tritt zurück und
besetzt die AStA-Räume, Demonstrationen für die
sofortige Rückgabe aller politischen Rechte und Freigabe der
eingefrorenen Konten des AStA. |
1973 |
Juni.
Kommunistischer Studentenbund verhindert Studentenschaftswahl, Urnen
und Wahlzettel werden zerstört. |
1974 |
Januar.
Zwölf Polizeibeamte durchsuchen die Räume des AStA
und beschlagnahmen umfangreiches linkes Propagandamaterial und
Anleitungen zum Widerstand bei Hausdurchsuchungen, ca. 700 Studenten
versammeln sich um das Studentenhaus und greifen die Polizeibeamten
beim Verlassen des Hauses an, es kommt es zu einer
Straßenschlacht mit Wasserwerfer-Einsatz.
Massenschlägerei mit der Polizei nach Durchsuchung der
AStA-Räume; "Hände weg vom AStA" und "Bullen raus aus
der Uni" rufen die Demonstranten, anschließend gibt's wieder
Tränengas; 5.000 demonstrieren auf dem Römer gegen
"brutalen Knüppeleinsatz". |
1975 |
Juni.
150 Studenten entwenden nach Vollversammlung Personalakten beim Kanzler
der Universität und verbrennen diese öffentlich auf
dem Campus. |
1977 |
Juni.
Die Frankfurter Studierendenschaft ist im Streik, Grund dieses Mal das
Hochschulrahmengesetz und das politische Mandat des AStA,
Feuerwerkskörper im Großen Hörsaal der
Physik gezündet. November. Studierende
bewerfen Kultusminister und Landtagsabgeordnete bei
Diskussionsveranstaltung mit Tomaten und Eiern, sie zwingen
Journalisten zur Zerstörung von Filmmaterial; Grund
für die Tumulte: Die Studierenden wenden sich gegen die
Einführung von Regelstudienzeit und Studienordnungen. |